Streuobstwiese? MACHT SPASS!
Das muss hin und wieder gesagt werden …
In der Lokalpresse (*) stand gestern ein Artikel zum Thema Streuobstwiese. Alles darin beschriebene ist gut und richtig … lediglich ein Punkt erregt regelmäßig mein schlichtes Gemüt:
„All das ist sehr Zeit intensiv, benötigt ein großes Fachwissen und kostet Geld.“
Das geht in die gleiche Richtung, wie die Reden anlässlich der Verleihung des Prädikats „Streuobstkommune 2024“ für die Stadt Eschborn durch den Regionalverband FrankfurtRheinMain im Herbst 2024, der ich beiwohnen durfte. Der Tenor der Reden war stets: Ist ganz viel Arbeit, ist anstrengend, will keiner mehr machen. 🙁
Und das stimmt so einfach nicht! 😡🤬
Wenn man immer nur betont wie schwierig das alles ist, dann muss man sich nicht wundern wenn die Leute sich eher zögerlich mit dem Thema befassen.
Grundsätzlich falscher Ansatz!
Vergleichen wir das Hobby „Streuobstwiese“ doch mal mit einem „normalen“ Hobby: Fahrradfahren.
Zeitaufwand
Wenn ich sehe wieviel Zeit Hobbyisten auf dem Sattel verbringen, um mehrfach die Woche zig Kilometer abzuspulen => da ist so eine Streuobstwiese deutlich entspannter! 😎
Anstrengend
Ich persönlich finde eine Fahrradtour in den Taunus, auf den Altkönig oder Feldberg, deutlich viel anstrengender als die Arbeit auf der Streuobstwiese. Komischerweise hat in meiner Hörweite noch nie ein Mountainbiker darüber geklagt, dass sei alles so anstrengend. (Die Betonung liegt auf „geklagt“; natürlich ist es anstrengend 🥵- und man freut sich darüber!)
Finanzieller Aufwand
Für ein ordentliches Fahrrad (womöglich E-Bike) legt man locker einen 4-stelligen Betrag auf den Tisch. Wenn es ambitioniert wird, tut man das alle paar Jahre wieder. Dazu das Zubehör und Verschleißteile – nein, billig ist das nicht.
Für eine Streuobstwiese fällt zunächst die Pacht an, wenn man nicht das Glück hat einen Flecken Erde zu besitzen. Die Pacht ist i.A. gar nicht so hoch (oder gar null), denn die eigentlichen Besitzer sind oftmals schon froh, dass sich jemand kümmert: win-win.
In den ersten Jahren haben wir uns alles zusammengeliehen wenn wir es brauchten, insbesondere Mäher, Anhänger und sonstiges großes Gerät. Kleingeräte (Scheren, Sägen, Spaten etc.) braucht man im heimischen (Klein-)Garten ohnehin. Mittlerweile besitzen wir ganz schön viel Zeug (Mäher, Anhänger, Elektrogeräte usw.). Allerdings betreiben wir das Hobby nun seit 15 Jahren … und ich schätze wir haben bisher im Schnitt vielleicht 500€/ Jahr ausgegeben. Dabei habe ich noch gar nicht die Einnahmen aus dem Apfelverkauf an die Keltereien gegengerechnet …
Das ist m.E. für ein ernsthaftes Hobby gar nicht mal so viel, bzw.: über die Zeit, mit steigendem, anhaltendem Engagement steigt auch die Bereitschaft zu investieren … wie bei jedem Hobby. Wenn man die finanzielle Möglichkeit dazu nicht hat, dann bleibt man beim Ausleihen – der örtliche Obst- und Gartenbauverein, Nabu oä … oder Wiesennachbar! … lässt grüßen!
Fachwissen
Wie sagt man: Es ist noch kein Meister vom Apfelbaum gefallen 🌳. Das Fachwissen kommt mit der Zeit 🧑🎓.
Das ist beim Biken nicht anders: da muss man auch erst seine Erfahrungen machen. „Weißt Du noch, wie wir mit 30+kg Gepäck nach xyz geradelt sind, man waren wir naiv!“ 🫣. So oder ähnlich kann man es an Radler-Stammtischen bestimmt hören.
Auch wir sehen heute an den Bäumen manche (Schnitt-)Sünde, die wir vor Jahren begangen haben. Aber: der Baum steht noch, ist nicht verwildert, trägt viele Äpfel. Wo genau ist das Problem?
Fazit
In diesem Sinne – an alle „Offiziellen“ und sonst wie Berufene:
Könnt ihr bitte aufhören die Einstiegshürden für potentielle Streuobstpfleger künstlich in die Höhe zu schieben?!
Und an alle Streuobstwiesen-Interessierte: EINFACH MACHEN!
Zum Foto: Aufgenommen anno 2021 auf einer unserer Wiesen.
Ich habe nach einem Bild gesucht dass den Spaß auf der Streuobstwiese wiedergibt.
Da gibt es viele … aber ich hatte keine Lust alle gezeigten Menschen nach ihren persönlichen Bildrechten/ Einverständnis zu fragen. Und alle Leute zu pixeln ist auch doof.
(*) Eschborner Stadtspiegel vom 08.05.2025
Ja,Thilo, da kann ich Dir nur beipflichten, einfach machen und nicht immer gleich jammern…Danke!