Mitte Mai haben wir uns eine Woche Urlaub gegönnt, und sind ins sagenumwobene „Alte Land“ gefahren – da wo Myriaden von Äpfeln an den Bäumen hängen, wo sich einfach alles immer nur um Äpfel und deren Verarbeitung dreht … hm – klingt wie „zu Hause“, war aber doch anders 😉
Als Basisstation diente unser bewährtes Expeditionsmobil, abgestellt auf einem einfachen, aber völlig ausreichend ausgestattetem Campingplatz mitten im Alten Land. Von dort haben wir Ausflüge mit dem Rad in die Umgebung unternommen; Jork, Stade und Buxtehude sind auch untrainiert und un-elektrifiziert problemlos zu erreichen – ist ja zum Glück alles flach hier.
Vom Campingplatz ist man quasi sofort in den Apfelplantagen. Das ist einerseits sehr praktisch, andererseits ist man aber auch ‚live‘ dabei, wenn nachts die Bäume gespritzt werden – was, Dank entsprechender Maschinerie, ein recht lauter Vorgang ist. Warum nachts gespritzt wird? Dann fliegen weniger/ keine Insekten und insbesondere Bienen; es soll also Öko-schonender sein, wobei – das fand ich interessant – es weniger darum geht, dass die Insekten kein Spritzmittel abbekommen sollen, sondern dass die Maschinen einen solchen Sog erzeugen, dass die possierlichen Flugtierchen angezogen und geschreddert werden. Ja, man macht sich hier schon viele Gedanken; was davon echt ist, und was nur Imagepflege, wage ich nicht zu beurteilen. Doch so viel habe ich gelernt: das Wort „Monokultur“ ist hier nicht sehr beliebt 😂
Die Apfelplantagen sind schon beindruckend: im Abstand von 1 Meter werden die Bäume gesetzt und durch entsprechenden Schnitt klein gehalten. Auf einem Streifen unserer heimischen Streuobstwiese (130 Meter) könnten wir also über 100 Bäume unterbringen. Derzeit stehen dort „nur“ 18 Halbstämme.
Die Bäume im Alten Land werden alle durch Stäbe gehalten, und zwar nicht nur direkt nach der Pflanzung, sondern für das ganze Apfelbaumleben. Die Bäume werden auf schwachwachsender Unterlage gezogen, wurzeln daher nicht tief, und sind auf Dauer vom Umfallen bedroht.
Für die volle Pracht der Apfelblüte waren wir 1-2 Wochen zu spät dran, aber es gab immer noch ein paar Streifen die jetzt erst in der Blüte standen. Das macht schon was her: Blüten bis zum Horizont!
Ein bisschen enttäuschend war unsere Suche nach Apfelwein – zunächst. In den diversen Hofläden gab es jedenfalls keinen. Und auf Nachfrage haben wir nur Kopfschütteln geerntet. Man mache das hier nicht. Yo, da gäbe es die Elbler, aber das sei eine Ausnahme. Den kannten wir aber schon. Und fast wäre es dabei geblieben, hätte Elisabeth nicht an unserem letzten Abend die Ohren gespitzt und am Nachbartisch das Wort „Apfelwein“ gehört. So ein Zufall: unser Campingplatz dient auch als Treffpunkt für Einheimische, und wir saßen inmitten einer lokalen Keltergemeinschaft, wahrscheinlich der einzigen, die hier Apfelwein herstellt. Schnell war man im Gespräch und bald standen die Vergleichsmuster auf dem Tisch: einerseits Heckstedter Krönchen (Mix+Quitte und Mix+Speierling), andererseits „Norddeutscher Apfelwein“. Als Basis diente „den Norddeutschen“ roter Boskoop, mit Hefe angesetzt. Herausgekommen ist ein sehr herber, hochprozentiger (10-11%) Hausschoppen; die 2 Liter-Probe war schnell leer 😋. Das war ein sehr gelungener Abschluss unseres Urlaubs! Vielen Dank an die Truppe, dass wir ihren Schoppe probieren und 1 Liter als Souvenir mitnehmen durften!