Nachdem ich neulich in einem Gespräch die Widrigkeiten des Lebens im Allgemeinen, und die des „Corona-Lockdowns“ im Besonderen durchgekaut hatte, gab es immerhin einen Lichtblick: gut dass wir vorgesorgt haben und der Keller voller Apfelwein steht! Was kann da schon passieren? Im Zweifel trinken wir uns die Welt wieder schön …
Aber immer nur Apfelwein? Ist ja auch langweilig. Unser Quittenschnaps ist mengentechnisch zu vernachlässig, außerdem muss er noch ein paar Jahre reifen. Sonstige Alternativen? Hm …
Doch wir haben vorgesorgt! Das war uns im Januar 2019 zwar noch nicht bewusst, aber jetzt zahlt es sich aus: „Damals“ haben wir Apfelschaumwein (*) angesetzt. Der muss dann typischerweise mindestens 6 Monate die Flaschengärung durchlaufen bis er fertig ist. Bei uns sind es nun knapp 23 Monate geworden, was dem Getränk und der Perle eher zuträglich ist. Na dann schauen wir mal …
Angesetzt hatten wir alles was der damalige Keller an „Apfelwein-Resten“ hergab: Streuobst mit Quitte, Sortenreinen Trierer, Sortenreinen Bohnapfel, und … keine Ahnung … bei zwei Flaschen fehlen die Notizen. Das haben wir jeweils im Verhältnis 2:1 mit Riesling gemischt und mit Zucker und Hefe zur Flaschengärung in den Keller gelegt. Da lag es unbeachtet, bis wir es vor ein paar Wochen ins Rüttelbrett gestellt haben. Durch tägliches Hin- und am nächsten Tag Her-Bewegen ‚floss‘ die abgelagerte Hefe langsam in den Flaschenkopf.
Um die Hefe zu entfernen wird der Flaschenkopf (und somit die Hefe) vereist. Beim Öffnen fliegt der Hefe-Pfopfen dann aus der Flasche.
Zum Vereisen nehmen wir Crushed-Ice und mischen es mit einem Päckchen Speisesalz. So erreichen wir Temperaturen von -17° bis -20°C – das reicht.
Um den Geschmack des Schaumweines einzustellen wird danach wieder eine Zuckerlösung in die Flasche gegeben. Da trifft es sich gut, dass beim Öffnen der Flaschen eh etwas heraussprudelt. Für die Zuckerlösung wird eine der Flaschen „geopfert“ und auf die anderen Flaschen verteilt.
Zum Schluss kommt der Korken drauf, welcher mit Draht oder Band gesichert wird – fertig! Jetzt muss es noch ein bisschen lagern, aber nicht lange. Eigentlich kann man es jetzt schon trinken 🙂
Logischerweise haben wir zwischendrin probiert: Wie gewünscht ist es ein eher trockener Spaß – der Apfel bleibt trotz des Rieslings dominant. Der Riesling sorgt andererseits für eine gewisse Säure.
Woran wir noch arbeiten müssen ist die Perle. Es prickelt sehr schön und auch sehr fein – aber nicht lange. Man muss schnell trinken – eigentlich zu schade zum Runterkippen, aber ohne Bizzel schmeckt’s dann halt auch nicht.
Spätestens hier hat der eine oder andere Leser schon „Was ist mit der Sektsteuer?“ gedacht. Diese Leser seien auf diesen Wikipedia-Artikel verwiesen. Daraus nur zwei bemerkenswerte Punkte:
- „Die Sekt- oder Schaumweinsteuer ist ein bekanntes Beispiel für Abgaben, die zu einem bestimmten Zweck eingeführt, aber nach Wegfall des Zwecks nicht wieder abgeschafft wurden.“ In diesem Fall war der Anlass die Finanzierung der kaiserlichen Kriegsflotte – anno 1902.
Wann wurde nochmal der Soli eingeführt? Ups … - „Die Steuersätze betragen (Stand August 2018) […] ab 6 Volumenprozent Alkohol 136 €/hl (= 1,02 €/0,75 l)“. Unser Schaumwein liegt – wie üblich – im Bereich 12% -14%. Also ca. 1€/ Flasche nur Steuer. Gar nicht mal so wenig …
Und wer’s noch genauer wissen will, schaut in den Gesetzestext. Die Steuer fällt übrigens an, wenn der Schaumwein in den Verkehr gebracht wird. Wird er zum Glück nicht. Es handelt sich hier lediglich um ein häusliches Experiment, dessen Ergebnis im Haus verbleibt. Und irgendwann gilt §14.3 😉
(*) Hat hier jemand Champagner gesagt? Pfui!
Sehr interessant und spannend, läßt sich mit viel Vergnügen lesen.Übrigens, die Tochter der Rheinards ist gestern zur Welt gekommen und schon zu Hause.
Freut mich für Euch, dass das „Bizzelwasser“ so gut gelungen ist. Jetzt hoffe ich das der Apfelwein auch gelingt, – ein wenig Selbstzweck ist schon dabei.
Gruß
Cooles Video.
Die echten Profis machen sowas allerdings mit nem Schwert… 🙂
Laserschwert?