Wenn der Saft im Keller ist, alles zur Zufriedenheit gärt, die Gerätschaften wieder verstaut und die Kollateralschäden der Keltersaison beseitigt sind, das böse A-Wort noch leise in den Ohren klingt, dann ist es Zeit mal was ganz anderes zu machen, z.B. in den Urlaub zu fahren 🏝️🍹. Das ganze Thema „Apfelwein“ mal für ein paar Tage/ Wochen hinter sich lassen, entspannen, Bier trinken … 🍻
Echt jetzt? Nicht euer Ernst – oder? Halloooo – Aufwachen!
Dieses Jahr verschlug es uns in die Normandie, genauer: in das Département Calvados, wo wir – neben anderen Dingen – ein paar Cidrerien entlang der „Route du Cidre“ besucht haben. Dabei haben wir ein bisschen was über Cidre und Calvados gelernt, und – wer hätte es geahnt – auch probiert 😋.
Los ging es in der Cidrerie Desvoye – im nachhinein ein kleiner Glücksgriff, nicht nur weil der Cidre uns doch sehr mundete (worauf der Kofferraum etwas weniger leer wurde 😉), sondern auch weil der Hausherr selbst uns seine Produkte zum Probieren ausschenkte und geduldig unsere neugierigen Fragen beantwortete.
Auf dem Weg zum nächsten Ziel der Route haben wir noch flux bei einem kleineren Hersteller abseits der Route du Cidre eine Flasche gekauft – ohne vorher zu probieren 😱. Zum Glück nur eine Flasche, denn hier lernten wir, dass uns nicht jeder Cidre schmeckt 😉.
Nächster Stop auf der Route de Cidre: die Domaine Dupont. Holla, allein das Anwesen macht schon was her. Jahaa, SO stelle ich mir das für die „Heckstedter Krönchen“ auch vor: Ein beindruckendes, gleichwohl schlichtes Herrenhaus auf dem Steinbacher Hang, mit Blick über das Dorf. Die Auffahrt so lang, dass der Pizza-Bote extra Anreise berechnet, um bis vor die Haustür zu liefern. Ringsherum, so weit das Auge reicht, Apfelbäume unterschiedlichster Sorten … dazwischen ein paar dekorative Schafe. Die eigentliche Arbeit des Kelterns usw. findet etwas abseits statt, in nicht minder repräsentativen Nebengebäuden. Das machen natürlich die Angestellten, während man selbst ausgewählten Touristen erläutert, wie Apfelwein hergestellt wird. Seufz … vielleicht im nächsten Leben 😂.
Tatsächlich hatten wir auch hier das Glück vom Hausherrn selbst eine Einführung in die Destillation/ Herstellung von Calvados zu bekommen. Ja, es hat insbesondere wettertechnisch ein paar Nachteile in der Nebensaison unterwegs zu sein, aber eben auch einen entscheidenden Vorteil: keine Touristenbusse. Wir hatten die Cidrerien jeweils für uns ganz alleine 😎.
Bei Dupont gab es dann auch einen besonderen Cidre: mit Quitte – und zwar richtig viel, nämlich im Verhältnis 60% Apfel, 40% Quitte. Das dürfte auch Wusel interessieren, der dieses Jahr einen 50/50-Mix angesetzt hat. Elisabeth mag es, ich … naja … hatte ich erwähnt, dass es sehr(!) nach Quitte schmeckt? 😉
Der nächste Ausflug war meiner Schwester zu verdanken, die anno 2021 in der Normandie unterwegs war, und auf dem Rückweg einen ‚Liqueur de Calvados‘ im Gepäck hatte. Es bedarf des Nachschubs und so fuhren auch wir mal in die ‚Spiriterie‚. Hehe, meinen Traum von einem herrschaftlichen Anwesen mit angeschlossener Kelterei sah ich auch hier verwirklicht. „Chateau du Niederhöchstadt“ … hm … am Namen wird noch gearbeitet.
Nun denn, wir befinden uns auf der Route du Cidre … also weiter geht’s zur ‚Ferme du Bout du Chemin‚ (schönes Video auf der Webseite; @Matze: sowas brauchen wir auch!). Auch hier durften wir mit einer der beiden Geschäftsführerinnen etwas fachsimpeln, und auch hier war hinterher etwas weniger Platz im Auto.
Yup, auch bei dem auf dem unteren Schild angezeigten Betrieb waren wir zu Besuch. Das war allerdings nicht so interessant. Wobei: der Cidre schmeckt 😋
Und wir haben ein neues Getränk kennengelernt: Pommeau. Eine Mischung aus Apfelsaft (direkt aus der Presse) mit Calvados, die dann nochmal für ein paar Jahre lagert.
Die letzte Station auf unserer Tour war dann schließlich auch die interessanteste. Es war schon eher spät (die Cidrerien machen spätestens um 18:00 zu), daher waren wir ob des fortgeschrittenen Nachmittags etwas überrascht als uns die Tochter des Hauses fragte, ob wir mal alles sehen wollen: na klar!
Das war übrigens im Manoir de Grandouet. Wir waren bestimmt eine Stunde vor Ort, haben uns über Apfelsorten, die Verarbeitung, die Maschinen, die Lagerung usw. unterhalten (*). Großer Spaß! Und geschmeckt hat’s auch 😉.
Fazit dieser Reise: Yo, na klar ist die ganze Route du Cidre auf Tourismus getrimmt, und die angeschlossenen Cidrerien machen das zum Lebensunterhalt. Es hat also mit dem romantisch verklärten Blick auf blühende Apfelbäume, aus denen goldener Cidre tropft, nur bedingt etwas zu tun. Trotzdem war es sehr interessant das alles mal zu sehen, mit einigen Akteuren direkt zu sprechen, sowie das eine oder andere Glas Cidre zu probieren. Apfelwein/ Cidre/ Cider/ Viez/ Most usw – immer wieder ein schöner Anlass ein Land/ eine Gegend kennenzulernen und mit Leuten ins Gespräch zu kommen. Nur darum geht’s 😉
Das nächste Reiseziel ist schon im Visier: Herefordshire/ England … „home of apples and cider“
(*) Unser Französisch ist leider mangelhaft. Daher waren wir immer froh auf Jungvolk zu treffen, bei denen das Englische eher geläufig und – trotz des bescheidenen ‚a little bit‘ – doch sehr flüssig ist.