Die Keltersaison wurde für beendet erklärt, der Saft ist im Keller, „der Drops ist gelutscht“, also ab auf die Couch und bis Weihnachten ausharren. So kann man das machen, aber der engagierte Hobby-Kelterer will natürlich etwas genauer wissen, was da im Keller schlummert. Und hier kommt die „Kellerbuchhaltung“ ins Spiel – und weil das schrecklich langweilig ist, beschränke ich mich auf die wesentlichen Dinge:
- Wieviel?
- Oechsle?
- Säure?
- Sonst so?
Wieviel?
Wieviel Äpfel wurden dieses Jahr geerntet, und was wurde davon zu Saft verarbeitet?
Das ist gar nicht so einfach zu beantworten, denn wir messen das nicht peinlich genau. Für die Erntemenge haben wir ganz gute Zahlen durch die Tatsache, dass wir viele Äpfel zur Kelterei (dieses Jahr nur Possmann) bringen, und die sehr wohl peinlich genau wiegen. Für die Menge, die wir selbst verarbeiten nutzen wir unsere Erfahrungswerte bzgl. der Pressquote. Die liegt bei ca. 50%, also aus 100 kg Äpfel kommen 50 Liter Saft – circa.
Dazu muss man halt möglichst genau wissen, wieviel Saft gepresst wurde. Das wissen wir auch ziemlich gut durch die Anzahl Fässer, die nun in den Kellern steht. Doch auch hier wird jedes Jahr diskutiert, wie das nun ist mit den nicht 100% gefüllten Fässern, was mit dem beim Apfelfest mitgenommenen und verteiltem Süßen gegengerechnet wird, und der angenommene Durst beim Apfelfest variiert auch ständig. Es gibt also Raum für Spekulation, des Kelterers liebste Nebentätigkeit 😃
Dieses Jahr „haben wir beschlossen“ (ja, das ist wohl die korrekte Formulierung) am Apfelfest 1.600 Liter, und beim „Nachpressen“ des Bohnapfels noch einmal 400 Liter Saft erzeugt zu haben. Macht in Summe also 2.000 Liter! (klingt auch viel besser als eintausendneunhundertfünfzig 😂) Auf jeden Fall war es ein Rekordjahr – und das auch ohne die Bohnapfel-Aktion (der bisherige Rekord lag bei 1.550 Litern).

Auf dieser Basis können wir nun die Erntemenge bestimmen. Bei 1.600 Litern waren bei einer 50%-Pressquote theoretisch 3.2 Tonnen Äpfel im Spiel. Da wir dieses Jahr richtig saftige Äpfel hatten, einigen wir uns auf bescheidene 3 Tonnen. Für die 400 Liter Bohnapfel nehmen wir nochmal 750 kg in die Rechnung auf. Außerdem haben wir (will heißen: hauptsächlich Elisabeth) 2.880 kg Äpfel zu Possmann gefahren.
3.000 + 750 + 2.880 = 6.630 Kilo = 66,3 Doppelzentner = 132,6 Zentner = 6,63 Tonnen Äpfel.
Ja, ich glaube da dürfen wir alle gemeinsam ein bisschen stolz drauf sein 😎
Öchsle?
Die Öchslewerte liegen bei ca. 50°. Wir haben alle Fässer durchgemessen und haben Werte von 47°-51° gemessen, und dann beschlossen, dass der Median bei 50 liegt 😉
Das ist ein „Okay-Wert“; wir brauchen mindestens 44°, denn die Daumenregel sagt „Öchsle geteilt durch 8 ergibt den Alkoholgehalt“. Weil Apfelwein mindestens 5,5% Alkoholgehalt haben soll, brauchen wir also mindestens 44 Öchsle.
Säure?
Säure wurde mittels Titration mit Blaulauge gemessen (tatsächlich zweimal, um sicher zu gehen … da ist die heimische Laborfachfrau gewissenhaft). Der Wert von 7,9 g/L ist besser als in den Vorjahren und „voll im grünen Bereich“.


Sonst so?
Eine immer wiederkehrende Frage ist: Wie geht’s dem Rasen?
Bei einem Unfallopfer würde man sagen „den Umständen entsprechend“. Wie man in u.g. Bildern vom „Bohnapfel-Event“ erahnen kann, hatte das Grün des Rasens einen schweren Unfall.


Zur Erinnerung: so sah es an der Stelle vorher aus. Auch nicht das was man als englischen Rasen bezeichnen würde, aber trotz des Klees schön anzusehen und „flauschig“.

Es wird also passieren, was jedes Jahr passiert: der Rasen geht jetzt in die Reha, bekommt im Frühjahr eine Auffrischungskur, sieht dann wieder „wie neu“ aus … und dann kommt das Apfelfest 2022 😱😂.
Viel wichtiger als der Rasen ist eine andere Frage. Was macht der Rotwein?
Teilnehmer des Apfelfestes haben die Trauben-Verarbeitung von Tini&Pari gesehen. Die dabei gewonnene Traubenmaische wurde vergoren, dann abgepresst, und lagert nun neben dem Schoppe zur weiteren Reifung. Es ist der dritte Versuch wohlschmeckenden Rotwein zu erzeugen – die ersten beiden Versuche, die man auf dem Apfelfest probieren konnte, sind – sagen wir mal – noch zu optimieren 🍷👍.


Soderle, das war’s nun aber was es zur Keltersaison 2021 zu erzählen gab. Ein Haufen Apfelsaft lagert in den Kellern und wartet darauf Wein zu werden – hoffentlich gelingt’s. Ich werdet es erfahren – demnächst hier in diesem „Kino“.
Und für alle, die auch Spaß an ‚Zahlenmystik‘ haben:

(Quelle: weiß ich nicht mehr genau; es gibt zwei Möglichkeiten
1) die Süddeutsche Zeitung, und darin die Kategorie „Grafiken, die die Welt erklären“, oder
2) der Graphitti-Blog,
wobei m.W. sich ersteres des zweiteren bedient hat. Beides wird schon lange nicht mehr aktualisiert, ist aber immer noch lustig 😃)
Und wer mit dem Begriff „Tortendiagramm“ (oder auch Kuchendiagramm oder „pie chart“) etwas anfangen kann, der versteht dann auch endlich die Auswahl des Beitragsbilds ganz oben 😉🍰🎂
Es wird ein epischer Jahrgang! Wir werden König! Ganz bestimmt!
König der „Heckstedter Krönchen Apfelwein-Welt“ auf jeden Fall! Da fällt mir ein: ich muss mal wieder in die „Unterwelt“ (Keller), um zu probieren 🙂