Mittlerweile ist es (metereologischer) Herbst, und somit taucht sie wieder häufiger auf, die alles entscheidende Frage: „Was machen die Äpfel?“
Sagen wir mal so: es hat schonmal mehr Spaß gemacht über die kommende Ernte zu sprechen. Der Freundeskreis behauptet zwar, ich sei grundsätzlich pessimistisch, aber tatsächlich gibt es da feine Abstufungen der Panik:
- zu wenig
- zu klein
- zu wenig Säure
- zu früh
Zu wenig ist es immer! Es macht halt einfach Spaß, und mehr ist besser! Wenn die Garage voller Äpfel steht, der Geruch von Auto/Hako/Ape schon längst vom süß-säuerlichen Aroma der Äpfel verdrängt wurde, wenn Wusel in Äpfeln baden kann, wenn man beim Keltern großzügig sortieren statt klein-klein auf Faulstellen untersuchen muss, wenn am Ende noch Äpfel zum Verkauf übrig sind, um die Spendenkasse zu füllen, dann ist das einfach toll, und man weiß, warum sich auch die stressigen Momente im Apfelwein-Hobby lohnen.
Zu klein ist zunächst mal nur unpraktisch. Man braucht halt mehr Äpfel, um auf das gleiche Gewicht zu kommen. Jetzt könnte man sagen, die Anzahl sei ja eigentlich egal … wenn man nicht – so wie wir – jeden Apfel mindestens einmal in die Hand nimmt: Beim Auflesen, beim Waschen, beim Sortieren und beim „Schnibbeln“ (Entfernen der Faulstellen). Und dann ist es schon ein Unterschied, ob man es mit 5 großen oder 10 kleinen Äpfeln zu tun hat. Die mangelnde Größe rührt im Allgemeinen von zu wenig Wasser her, was uns zum nächsten „Problempunkt“ bringt:
Zu wenig Säure. Die Kinder mögen meist die süßen Äpfel, der Hobby-Kelterer liebt es sauer. Wir brauchen saure Äpfel, denn Säure macht den Apfelwein haltbar – außerdem schmeckt er dann erst. Natürlich (haha, wie man es nimmt 😉) kann man Säure hinzufügen – aber wer will das schon? Genau.
Mangelndes Wasser führt auch zur letzten meiner Sorgen:
Zu früh: Traditionell (seit 2006) keltern wir Anfang Oktober. „Viel zu früh“ hieß es immer, dann seien die Äpfel ja noch gar nicht reif! Dieses Jahr: „Was? So lange wollt ihr warten? Dann ist ja nichts mehr auf dem Baum!“ Tja, so ändern sich die Zeiten …
Also, zurück zur Frage: „Was machen die Äpfel“?
Ja, und da sind sie wieder, die Leiden des (gemessen an der Queen) jungen T: zu wenig, zu klein, zu wenig Säure, zu früh .. alles auf einmal!
Das Mengenproblem kennen wir schon: die Alternanz sorgt für gute Erträge in den ungeraden Jahren (so wie letztes Jahr), und eher mäßige Ausbeute in den geraden Jahren. Damit können wir umgehen, dafür haben wir ua. die Pflege von mehr Bäumen übernommen.
Der ganze Rest lässt sich dieses Jahr auf ein Thema verdichten: kein Regen!
Dank Jochen und seine auf den Bienenstöcken montierte Wetterstation lässt sich ganz gut ablesen, wie außergewöhnlich das Apfeljahr ist: Für das gesamte Jahr bis Ende August kann Jochens Wetterstation gerade mal 165,8 mm notieren.
Ich weiß, die Zahl alleine sagt nichts aus … daher mal auf letztes Jahr geschaut. Ihr erinnert euch: das war (bzgl. Regen) ein „normaler“ Sommer. Es hat halt auch mal geregnet, ohne dass man gleich von „verregnet“ gesprochen hat: 473,7 mm … also fast 3-Mal soviel (2,85 um genau zu sein).
Und 2020? Das war doch auch so trocken?! Da liegen uns die Aufzeichnungen erst ab Mitte April vor. Doch im Zeitraum April-August sind ca. 130 mm gefallen – bald soviel wie Jan-Aug 2022. D.h. es war trocken, aber doch noch besser als dieses Jahr.
Ich finde Jochens Wetterstation extrem faszinierend, denn es sind nicht irgendwelche Wetterdaten aus Offenbach oder einer x-beliebigen Wetter-App, sondern die Daten kommen direkt von unserer Wiese. Technisch faszinierend, inhaltlich dieses Jahr leider sehr frustrierend.
So – was macht eure Laune? Leidet ihr schon mit mir? 😉 Müsst ihr nicht, denn – um dieses abgegriffene Bonmot noch einmal zu bemühen: Am Ende wird alles gut, und wenn es nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende!
In diesem Sinne freuen wir uns auf eine tolle Keltersaison mit bestimmt ausreichend Äpfeln, und auf jeden Fall viel Freu(n)de bei der gemeinsamen Ernte, dem Keltern und der dazugehörigen Geselligkeit! Die Vorfreude wächst täglich 🌞😎🍏🍎🍏
PS: Das Beitragsbild zeigt den toten Elstar auf unserer Wiese. Der war schon hier im Garten nicht richtig lebendig, also haben wir ihn im Frühjahr 2021 auf die Wiese verfrachtet. Das schien zunächst auch erfolgreich. Aber dieses Jahr war zu hart. Der Nachfolger ist schon bestellt … die Queen ist tot, es lebe der König 😉👑👸
Nur ein kurzes Update: Für Januar bis März 2023 verzeichnet Jochens Waage bereits 203mm Niederschlag. Das ist mehr als in der Zeit Jan-August’21. Aus Wasser-Sicht geht das Jahr also gut los. Freizeit-Outdoor-Aktive mit Vitamin-D-Mangelerscheinungen sehen das allerdings nicht nur positiv …