So langsam geht es zu Ende, das Jahr 2020, welches bei vielen Mitmenschen in der Rangliste der miesesten Jahre ganz weit vorne steht. Im WhatsApp-Status meiner Nichte habe ich heute folgendes gelesen: „In 20 Jahren werden wir bei einer Weinprobe sein und Dinge sagen wie ‚Hmm… ich schmecke hier einen Hauch von Tränen und Einsamkeit. Und ist das Desinfektionsmittel im Abgang? Das muss ein 2020er Wein sein. Ein wahrhaft furchtbarer Jahrgang.'“
Ob das auch für unseren Apfelwein zutrifft, das galt es traditionell an Weihnachten zu klären. An Heilig Abend wurde zum ersten Mal der junge Apfelwein verkostet, und für das objektive Urteil mussten wie immer Freunde und Nachbarn herhalten.
Als Testflüssigkeit diente der Streuobstmix 2020, ohne Quitte, ohne Speierling, ohne alles … also auch ohne Geschmack? Optisch gibt sich das Stöffsche trüb, aber das ist – wie wir schon wissen – dem Geschmack nicht abträglich:
Der Geschmack ist … vor allem jung: Der Schoppe schmeckt schon ganz gut, Alkohol hat er wohl auch, aber noch hat der Apfelwein keinen Körper. „Wässrig“ ist die einhellige, wenig charmante Beschreibung, „den muss man nicht mehr spritzen“ klingt da schon besser, meint aber das Gleiche.
Hm … das kann man ja so nicht stehen lassen: Wir haben also noch eine andere Charge getestet, diesmal mit Speierling; da wird ja wohl auch der Geschmack kraftvoller sein – oder? Vom Aussehen her ist der Ballon erst einmal abschreckend, da sich der „Speierling-Schmock“ oben am Hals gesammelt hat. Aber man erkennt schon auf dem ersten Bild, dass die Farbe eine ganz andere ist:
Vor dem ernsthaften Testen mussten wir erst noch ein bisschen mit dem Licht und den Partikeln rumspielen 🙂
Spaß beiseite: Wie isset? Wie erwartet schmeckt die Speierlingsvariante deutlich kräftiger, gleichwohl ebenfalls noch sehr jung (aber nicht „wässrig“). Der Speierling „steht gut im Glas“, da kann man sagen was man will: ‚klar‘ sieht besser aus als ‚trüb‘.
Fazit: Beide Weine haben Potential. Geben wir ihnen noch ein paar Wochen, dann haben sie noch etwas Körper entwickelt. Auch das Mischen der beiden Weine (aka ‚Verschnitt‘) ist denkbar (klar – getestet und für gut befunden 😉 ) Alles wird gut! In diesem Sinne euch allen die besten Wünsche für 2021!
PS: Auch zum Jahresende gehört die jährliche Spende der Keltergemeinschaft „Heckstedter Krönchen“ an die Tafel Schwalbach. Dieses Jahr sind 500€ zusammengekommen. Das Geld kommt zusammen durch Abgabe von Apfelwein gegen (teils sehr großzügige) Spende, Verkauf von Äpfeln an die Keltereien, sowie „Aufrunden“. Allen Beitragenden bei Ernte, Herstellung und Spende ein großes Dankeschön!