Es ist Herbst – naja, fast. Der meteorologische Herbstanfang war am 1. September und der kalendarische beginnt – je nachdem wie flott ich diesen Beitrag geschrieben kriege – sehr bald oder „kürzlich“. Die Apfelernte sowie das Apfelfest stehen vor der Tür – ein Grund zur großen Freude … und auch der Vorfreude. Denn ganz viele Aktionen der letzten Wochen (ja: Monate) zielen nur auf diesen einen Moment: endlich wieder Äpfel pressen und dann dem Saft bei der Weinwerdung zuschauen 😋.

Dazu braucht es vor allem eins: Äpfel. Was die Blüte angeht konnten wir uns ja nicht beschweren – was für ein Blütenrausch! Dann: Kälteeinbruch mit Schnee und Hagel – OMG 😱. Doch wir hatten Glück: die Lage unserer Wiesen (in keiner Senke, nicht am Wasser, in keiner Windschneise) sorgte dafür, dass die Blüten überlebten. Das war nicht überall der Fall – nicht in Niederhöchstadt, und schon gar nicht nördlich und nordöstlich von uns. Das Alte Land bei Hamburg und die Obstbauern im Osten (oder waren es die Ostbauern im Obsten? 🥴) klagen über schlechte Ernten. Auch in der Rhein-Main-Region sieht es in Summe eher bescheiden aus – was sich u.a. am Preis für Kelteräpfel abzeichnet: 17, 18, gar 20 und mehr Euro werden dieses Jahr für 100kg Äpfel bezahlt. Es ist nicht lange her, da war man schon mit 11€ zufrieden. Während wir uns über den Apfelpreis freuen können, werden sich die Endverbraucherpreise von Apfelsaft und -wein wohl ebenfalls nach oben bewegen – darauf folgt das Lamento über die galoppierende Inflation, und am Ende sind die Grünen Schuld 😉 … so ähnlich wird es wohl ausgehen, nicht nur an den Niederhöchstädter Stammtischen 🫣.

Wie gesagt: wir hatten Glück, und so dürfen wir uns über eine wunderbare Apfelvielfalt auf unseren Wiesen freuen. VIELfalt im Sinne der Quantität aber auch des Sortenreichtums. Elisabeth hat seit einiger Zeit angefangen diese Vielfalt zu dokumentieren. Als „Hobby-Pomologin in Ausbildung“ hat sie ja schon den Adventskalender 2022 betreut. Jetzt wird das Ganze etwas systematischer und mit vielen Fotos reich bebildert. Manchmal macht es mir schon etwas Angst …




Zwischen Blüte und fertigem Apfel steht die Streuobstwiesenpflege auf dem Programm, und hier insbesondere die Mahd. Den zwei Baumstreifen wird mit der Motorsense und dem (nicht mehr ganz) neuen AS-Mäher zu Leibe gerückt – und wir bereuen den Kauf des Mähers keine Sekunde! Es macht immer noch sehr viel Spaß damit um die Bäume zu kurven. Auch hohes Gras geht prima!

Die große Wiese, aka „westliche Koppel“, wurde von Ivo vom Kronberger Reitklub zwecks Heugewinnung in Angriff genommen. Aber er wurde vom Pech verfolgt: Unstetes Wetter und dann auch noch Ärger mit den Maschinen.

Am Ende hatten wir zwar eine gemähte Wiese, aber das Heu lag platt obenauf. Die feuchtwarme Witterung begünstigte den Neuwuchs, und so fühlte es sich bald an als würde man über sehr dicken Teppich laufen. Nur mit dem unschönen Effekt des Modergeruchs. Es bestand also Handlungsbedarf: alles nochmal mulchen.
Glück im Unglück: Der OGV Niederhöchstadt ist seit diesem Jahr im Besitz eines Kleintraktors samt Mulchwerk. Den durften wir uns ausleihen und – nach amtlicher Einweisung durch den 2. Vorsitzenden 😂- damit über die Wiese preschen. Das ging flott!

Und dann ging es auch schon los: konkrete Vorbereitungen für die Keltersaison. Mal den „Kelterschuppen“ aufmachen und prüfen was der Winter so angerichtet hat. Wie der Zufall es wollte waren gerade freiwillige Testpersonen anwesend 😎:


Wer sich an die Holzpresse erinnert weiß womöglich auch von den Defiziten im praktischen Einsatz. Das aus Gusseisen bestehende „Klickwerk“ ist an einer Stelle ausgebrochen (ich bin unschuldig!) und so rutscht manchmal die Mechanik aus der Führung. Gusseisen, d.h. Schweißen ist (für den Normalanwender) unmöglich – das haben wir schon bei dem einen Fuß der großen Kelter gemerkt. Aber vielleicht geht Schrauben? Ja, wenn man ganz vorsichtig Löcher bohrt und ein Gewinde reinschneidet.


Yo, das Basteln hat es mir diese Saison angetan. Auch ganz klar in den Bereich „Vorfreude“ gehört das Restaurieren einer alten Obstmühle für den OGV. Ich liebe ja diesen alten Kram. Es dauert nur länger als erwartet (wie immer 😉), daher gibt es noch kein Bild vom Ergebnis der Aufarbeitung:


Ja, und so langsam wird’s dann auch ernst:


Und schließlich haben wir noch Speierling geerntet und zu Saft gepresst. Aus einer Bütt etwas mehr als 5 Liter – das kann sich sehen lassen und für unseren Bedarf völlig ausreichend. Der Rest (10 kg) ging zu Possmann, wo man für 100kg Speierling immerhin 70€ zahlt.




Und jetzt sind es nur noch knapp zwei Wochen bis unsere Keltersaison richtig losgeht – ich freu mich wie Bolle! 😎