Nachdem die Verkostung im letzten Beitrag eher nicht so erfolgreich war, möchte ich euch heute ein paar gelungenere Exemplare der Gattung „vinum malus“ (*) vorstellen. Nicht dass das alles Göttertropfen wären, nach deren Genuss man sich die Kleider vom Leib reißen und gleichermaßen verzaubert wie beschwingt durch die Streuobstwiesen lustwandeln würde, doch bei den meisten muss man wenigstens kein Gesicht verziehen … und wenn doch, dann zu einem Lächeln 🙂 Allen hier vorgestellten Apfelweinen haben ein „Qualitätsmerkmal“ gemeinsam: es gibt von allen Flaschen nur Fotos in leerem Zustand 😲
Los geht’s mit dem „Sauergespritzten“ von der Kelterei Steden/ Oberursel. Hier sieht man zunächst mal nur, dass das Etikett-Design auch wichtig ist, denn ohne das bunte Layout wären mir die Fläschchen im Rewe gar nicht ins Auge gesprungen. Bei der Kelterei Steden findet (so es denn gerade mal keine Pandemie gibt) die jährliche Apfelwein-Hessenmeisterschaft statt – wenn Steden also keinen ordentlichen Apfelwein hat, wäre es schon peinlich. Aber keine Sorge: schmeckt – auch aus der Flasche, auch als Sauergespritzter. Kategorie „Durstlöscher“. Wenn man im Rewe steht, und die Wahl zwischen „Konzernware“ (Bulmers, Apfelräuber, etc.) und Steden hat: na klar, Steden!
Dann haben wir uns letztens beim Obsthof am Steinberg (aka „Obsthof Schneider“) zu einer Online Verkostung unter dem Motto „Suff & Surprise“ angemeldet. 6 Apfelweine (davon 1 Surprise) aus eigener Herstellung wollten verkostet werden. In der sehr kurzweiligen, weil wortreich von Andreas Schneider moderierten Veranstaltung haben wir noch einiges über den Anbau und die Verarbeitung gelernt, vor allem aber haben wir (zusammen mit Rainer und Renate) mal ein paar andere Apfelweine probiert. Es war fast alles lecker, angefangen beim Hausschoppen, über „Ur-Opas Liebling“, hin zu sortenreiner Goldparmäne, den goldenen Renetten und der Surprise (Ananas-Renette). Lediglich der 4. Apfelwein, die Muskatrenette Barrique/ Apfelbirnenwein traf nicht unseren Geschmack – von keinem von uns vieren. Für meinen Geschmack „zu viel Barrique“. Aber sonst: 5 x lecker Stöffsche, wobei ich als Nicht-Feinschmecker klar zum Hausschoppe und Ur-Opa tendiere. Einfach mal hin fahren und sich durchprobieren – es lohnt sich.
Nach der offiziellen Verkostung waren alle Flaschen leer, aber noch Durst übrig. Abgesehen von unseren Lagerbeständen im Keller hatte ich noch 1 Flasche Possmann besorgt – jawohl: richtig gelesen. Aber nicht irgendein Possmann, sondern den sortenreinen Braeburn. Zugegeben: unsere Erwartungen waren nicht sehr hoch, ist doch der „Standard-Possmann“ nicht unser Geschmack. Aber der Braeburn war besser als erwartet, gleichwohl man doch die Marke Possmann herausschmeckt. Anders formuliert: würde ich ihn nochmal kaufen? Eher nicht, solange es Alternativen im Regal gibt. Wenn Possmann, dann eher den Braeburn, als den „Standard“.
Und was habt ihr am 3. Juni so gemacht? Na klar, ihr habt dran gedacht, und den Welt-Apfelwein-Tag gefeiert! Wir auch. Und zwar an unserem „Platz an der Quitte“, bei schönem Wetter, in netter Runde. Und dazu gab es eine Auswahl Herberth Apfelweine. Aber nicht irgendwas, sondern die „Spezialitäten“. Los ging’s mit dem „Erbstück“, einem Speierlings-Apfelwein mit Äpfeln aus Niederhöchstadt (auch vom Rotborn, also in Nachbarschaft zu unserer „neuen“ Wiese). Trotz Speierling ein ausgewogener, nicht zu kräftiger Wein. Ja, das muss man wohl dazu sagen: alle diese Spezialitäten trinkt man eher aus einem Weinglas als aus dem Gerippten. Nach dem Erbstück ging es mit sortenreinen Apfelweinen weiter (Goldparmäne, Bohnapfel, Boskop, Braeburn). Alle gut, wobei der Braeburn weniger beliebt war. Auch hier kann ich nur sagen: einfach mal selbst probieren – es lohnt sich.
So, die Temperaturen werden endlich sommerlich, die Außengastronomie öffnet langsam wieder, also gehet hinaus und trinket Apfelwein!
(*) selbstverständlich habe ich keinerlei Ahnung von alten Sprachen 😉